"... und mitten im Satz kann es losgehen, wenn der Moment da ist, der Moment, um den es geht, um den sich alles dreht, wenn das Horn golden schimmert im gelben Licht, wenn die Lider sich schließen, die Leiber sich wiegen: wenn das Jetzt plötzlich da ist und jene Magie entsteht, auf die alle hoffen, jenes Schweben der Seele, dieses so schwer zu fassende Glück. Wenn die Gedanken stillstehen oder ihren Kurs ändern, wenn die inneren Wogen sich glätten oder neu formieren – wenn die Musik uns berührt". Ulrich Stock, Zeitmagazin 32/2017
Jazz ist so viel mehr als nur Musik. Der Jazz steht für viele Tugenden, die wir in der heutigen Zeit, ob in der Arbeitswelt oder sozialen Miteinander so sehr brauchen. Ob Kreativität, Improvisation, Lebenslanges Lernen oder Fehlertoleranz, ob Teamarbeit und Interaktion oder das engagierte Suchen nach Problemlösungen. Das alles sind Eigenschaften, die ein Jazzmusiker benötigt und die bei einem Jazzkonzert sichtbar und begreifbar werden.
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"Entdecken ist so viel erfüllender als Erwarten"
Zehn Schritte zum Jazz
1. Wenn Du noch nie bei einem Jazzkonzert warst, bitte Leute die sich auskennen, Dich mitzunehmen. Das ist gesellig und beschleunigt die Annäherung – an die Musik und die Freunde. Du kannst uns aber einfach ansprechen.
2. Keine Angst: Du musst kein Jazzexperte sein - nur offen für Ungehörtes. Auch die selbsternannten "Jazzpolizisten" haben einmal klein angefangen.
3. Entgegen allen Klischees: Beim Jazz gibt es keine Kleiderordnung!
4. Gebe Dir und den Jazzmusikern Zeit. Technisch sind die meisten besser als Popmusiker. Und anders als Orchestermusiker spielen sie, wozu sie Lust haben. Können und Spaß, das ist eine attraktive Kombination. Wenn Du etwas aber überhaupt nicht magst, nicht aushalten oder ertragen kannst: Dann gehe einfach. Beim Jazz herrscht kein Zuendehörzwang.
5. Wenn es Dir zu wild oder unübersichtlich wird, konzentriere Dich auf ein Instrument. Beobachte den Musiker beim Spiel und bei der Interaktion mit seinen KollegInnen. Der Rest kommt dann meist von allein.
6. Suche den Groove. In jedem Stück steckt ein Groove. Man muss Ihn nur entdecken. Wenn Du mitklatschen willst gehe lieber zu einem Schlagerkonzert.
7. Apropos Klatschen. Bei mitreißenden Soli wird auch gerne zwischendurch applaudiert. Tue es einfach wenn Dich ein Musiker begeistert.
8. Je intimer ein Club, desto intensiver das Erlebnis. Natürlich kannst Du Jazz auch in der Essener Philharmonie oder im Dortmunder Konzerthaus hören (so Du Karten bekommst und sie bezahlen kannst).
9. Wenn es Dir gefallen hat, sage es den Musikern. Die freuen sich über jedes Feedback, denn es ist ihre Musik. Viele Jazzmusiker scheren sich weder um das glitzernde, auf Abgrenzung bedachte Stargehabe des Pop noch um die starren Aufführungsrituale der Klassik. Sie sind nahbar, wie Du und ich.
10. Spreche nach dem Konzert mit Deinen Freunden oder anderen Leuten aus dem Publikum über Deine persönlichen Eindrücke und emotionalen Erlebnisse. Musiktheoretisches Wissen ist dafür nicht erforderlich.
"Die Jazzmusik war eine der ersten Formen populärer Musik, die sich global verbreitete. Jazz eröffnete nahezu allen Sparten der Musik neue Möglichkeiten und verbindet bis heute Menschen über kulturelle Grenzen hinweg.
Wie keine andere Musikrichtung steht der Jazz für ein Lebensgefühl, das von der Suche nach Freiheit geprägt ist. Jazz ist ein Symbol für Toleranz, Gleichberechtigung und Frieden", sagt Prof. Dr. Karin von Welck, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission.