Photos: (c) Reis, Bordenave

Michel Reis & Matthieu Bordenave (Lux,F)

»INTIMER DIALOG MIT VIEL RAUM«

Bei der Begegnung des luxemburgischen Pianisten Michel Reis und des südfranzösischen Saxofonisten Matthieu Bordenave ist die Kunst des aufmerksamen Zuhörens von zentraler Bedeutung. Doch das Duo bezieht einen dritten Partner mit ein: den Raum, in dem sie spielen. Dessen Resonanz, seine Atmosphäre und Akustik werden Teil des musikalischen Geschehens.

Der luxemburgische Pianist Michel Reis ist ein Musiker von seltener Feinfühligkeit. In seinem Spiel verschmelzen klassische Eleganz, lyrische Leichtigkeit und die Spontaneität des Jazz zu einer eigenen, leuchtenden Klangsprache. Jeder Ton scheint von einem tiefen Bewusstsein für Struktur, Raum und Emotion getragen – als lausche Reis dem Klang, bevor er ihn freigibt.

Matthieu Bordenaves Musik sucht die Tiefe, nicht die Oberfläche – sie lädt zum Zuhören, zum Verweilen, zum Denken ein. In seinem Spiel verbinden sich atmende Linien, feine Klangfarben und eine erzählerische Intensität, die weit über technische Virtuosität hinausweist.

Michel Reis – Zwischen Klang und Stille

Ausgebildet in Luxemburg, Boston und New York, verbindet er europäische Sensibilität mit amerikanischer Jazztradition. Seine Kompositionen sind ebenso präzise gebaut wie frei atmend: klare Formen, durchzogen von poetischer Wärme. Mit über einem Dutzend Alben unter eigenem Namen und Auftritten auf internationalen Bühnen hat sich Reis als Stimme etabliert, die den Jazz zugleich erweitert und verfeinert.

Ob im Solo, im Duo oder im Ensemble – Michel Reis spielt Musik, die leuchtet, ohne zu blenden, und die berührt, ohne sich aufzudrängen. Seine Kunst liegt im Gleichgewicht: zwischen Kontrolle und Hingabe, Struktur und Schweben, Klang und Stille.

Matthieu Bordenave – Klang als Poesie

Der französische Saxofonist Matthieu Bordenave gehört zu jenen Musikern, die Stille nicht fürchten, sondern sie zum Klingen bringen. In seinem Spiel verbinden sich atmende Linien, feine Klangfarben und eine erzählerische Intensität, die weit über technische Virtuosität hinausweist. Jeder Ton scheint sorgfältig gesetzt, jede Phrase trägt Bedeutung – als würde er Geschichten erzählen, ohne ein einziges Wort zu sprechen.

Bordenave, geboren im Süden Frankreichs und heute in München lebend, bewegt sich souverän zwischen Jazz, Improvisation und zeitgenössischer Musik. Sein Ton – klar, warm und von einem fast kammermusikalischen Bewusstsein geprägt – erinnert an große Stilisten wie Mark Turner oder Wayne Shorter, bleibt dabei jedoch unverkennbar eigen.

Mit Formationen wie Archipel, Mostly Monk oder Fragments of a Tale hat Bordenave Klangräume geschaffen, in denen sich Struktur und Freiheit, Intellekt und Emotion begegnen. Ob im intimen Duo oder im größeren Ensemble: Seine Musik sucht die Tiefe, nicht die Oberfläche – sie lädt zum Zuhören, zum Verweilen, zum Denken ein.

Matthieu Bordenave ist ein Musiker, der mit jedem Atemzug die Grenzen des Jazz neu definiert – leise, konzentriert, poetisch.